Archiv der Kategorie: Ukraine direkt

Ukraine-direkt-Update, 15. 1.2024

Geschichten aus Czernowitz:

Seit Anfang Dezember 2023 bekommen 15 ausgewählte Familien in Czernowitz von uns eine Direkthilfe von 200 € monatlich. Das sind etwa die Mehrkosten, die ein Haushalt für den Winter für Energie und Arznei einplanen muss. 

Julian Gröger, Olha Sapa und Oxana Matiychuk (Autorin des “Ukrainischen Tagebuchs” in der Süddeutschen Zeitung) wählen die Familien gemeinsam aus. Allen Familien ist gemeinsam, dass sie eine schwere Last des Krieges tragen. Fast alle sind Binnengeflüchtete, die aber in der Ukraine bleiben möchten. Sie möchten ihre Familienangehörigen an der Front unterstützen, die Moral im Land hochhalten oder einfach mit anpacken. Es sind nun fast 2 Jahre Krieg und die mentale Kraft lässt immer mal wieder nach, besonders in diesen kalten-dunklen Wintertagen. Hier wollen wir mit unserer Hilfe etwas Solidarität spenden – in Form von Geld und Aufmerksamkeit. Alle unterstützten Familien haben sich dazu bereit erklärt, ihre Geschichte zu erzählen und den Kontakt zu den Spendern in Deutschland zu suchen.

Wer Interesse hat, sich mit einer oder ein paar dieser Familien zu verbinden, schreibt bitte Julian an. Wir organisieren online-Begegnungen über zoom mit deutsch-ukrainischer Übersetzung.
julian.groeger@posteo.de

Ukraine-direkt-Update, 3.12.2023

“Winter-Wärme” in Czernowitz:

Jetzt im Winter 23/24 ist der Krieg leider immer noch nicht vorbei. In der Ukraine müssen die Menschen den zweiten Winter in Folge unter den Aggressionen des Kreml leiden. Die Not in Moldova ist dagegen so gering, dass wir uns entschieden haben, ab jetzt nur noch direkt in der Ukraine zu helfen. Die UkrainerInnen tragen keine Schuld und müssen doch die Last dieser Aggression tragen. Es beginnt die kalte und dunkle Jahreszeit, die mit Stromausfällen und Luftalarm noch dunkler und kälter ist. Wir möchten dieser Kälte etwas entgegenhalten.

Bereits 2022 wurde uns bewusst, wie wichtig der persönliche Kontakt zwischen SpenderInnen aus Deutschland und Geholfenen aus Moldova/ der Ukraine war. Das soll auch in Zukunft unser Hauptaugenmerk sein. In Deutschland wollen wir das Mitgefühl stärken und das Interesse an der Ukraine hochhalten. Was die UkrainerInnen in dieser Zeit brauchen, ist das sichere Gefühl, nicht vergessen zu werden und sich als Teil einer europäischen Solidargemeinschaft zu fühlen. Die europäischen Staaten müssen leider weiter Waffen und Geld für Waffen geben. Wir in der Zivilgesellschaft sollten persönliche Kontakte ausbauen und Geschichten und Perspektiven teilen.

Wir können in Deutschland auch viel von den UkrainerInnen lernen: Wie fühlt sich Krieg im Privaten an? Was ist wirklich wichtig im Leben? Krieg ist in vielerlei Hinsicht eine intensive Situation. Egal, mit wem man in der Ukraine spricht – es bietet sich einem die Gelegenheit für einen Perspektivwechsel aufs eigene Leben. Man wird dazu provoziert, eigene Prioritäten zu hinterfragen und ggf. so auch zu mehr Lebensqualität zu kommen.

Wie wollen wir helfen?

Wir möchten für die fünf Monate Dezember 2023 – April 2024 ausgesuchten Familien in der Ukraine, vor allem in Czernowitz, wo es viele Binnenflüchtlinge gibt, helfen und ihre Energiekosten zu übernehmen. Wir bieten an, dass SpenderInnen aus Deutschland und ukrainische Familien in einen Austausch kommen und so einen Wärmestrom für die kalte Jahreszeit herstellen. 100-200 € pro Monat sind in etwa die Mehrkosten, die eine ukrainische Familie im Vergleich zu einem Sommermonat zu stemmen hat. Für diese Summen suchen wir SpenderInnen aus Deutschland. Je nachdem, wie viel Spenden wir bekommen, werden wir ukrainische Familien aussuchen und kontaktieren und ihnen monatlich Geld zukommen lassen.

Die ukrainischen Familien wiederum willigen ein, Kontakt in schriftlicher Form und oder Video-Treffen zu den Spendenden aus Deutschland aufzunehmen und Geschichten aus dem veränderten Alltag zu teilen. Bei Interesse können Sie eine spenden an:

Active Commons e.V.
IBAN: DE71430609671123441900
GLS Bank
Zweck: Ukraine-Hilfe Winter-Wärme

Wer zudem Kontakt aufnehmen möchte um anschließend auch mit den ukrainischen Familien in Kontakt zu treten, schreibe eine Email an:
julian.groeger@posteo.de

Wir werden fortwährend über die Familien informieren, die wir mit ihrem Geld unterstützen. Im nächsten Jahr wollen wir dann Treffen über Zoom organisieren.

Herzlichen Dank!
Julian Gröger
Active Commons e.V.

Julian war Anfang Dezember zu Besuch in Czernowitz und hat Bilder mitgebracht:

Bild 1: Olha (links, hier mit ihrem Sohn und Julian) kommt aus der Region Zaporizhia. Ihre Kleinstadt ist derzeit von Russen besetzt. Sie ist seit über einem Jahr in Czernowitz. Olha koordiniert die Winterhilfe
Bild 2: Vika kommt aus der Stadt Cherson. Mit ihrem Sohn ist sie nach Czernowitz geflüchtet, um ihm eine einigermaßen normale Kindheit zu ermöglichen. Vika ist Freiwillige in der Flüchtlingshilfe und organisiert wöchentliche Proteste für mehr Unterstützung des Militärs in Czernowitz.
Bild 3: Es war ein sehr nasskaltes Wochenende in Czernowitz (hier im Shevchenko-Park). Wir wünschen uns mit dieser Hilfe für einige Menschen etwas Licht am Ende eines Tunnels zu sein.
Bild 4: Uniformen sind im Straßenbild allgegenwärtig. Ein Mal gab es auch Luftalarm, aber Raketeneinschläge gab es bis jetzt zum Glück in Czernowitz noch nicht. Der Krieg ist omnipräsent und doch sind Cafés und Restaurants voll und die Stimmung gut.
Bild 5: Oxana Matiychuk arbeitet an der Czernowitzer Uni und schreibt in der Süddeutschen Zeitung das “Ukrainische Tagebuch”: Sie hilft bei der Vermittlung von Familien und wird im nächsten Jahr mit ihren Germanistik-Studierenden bei Übersetzungen helfen.
Bild 6: Mykola Kushnir ist der Leiter des Museum zur Geschichte der Czernowitzer Juden. Auch er wird helfen, passende Familien für die Unterstützung zu identifizieren.
Bild 7: vorm Czernowitzer Rathaus: Vika und ein paar Freunde fordern von der Czernowitzer Regionalverwaltung ein Stopp von Investitionen in die städtische Infrastruktur und stattdessen alles Geld dem Militär. “Sonst werden die Russen bald auch vor dieser Stadt stehen!” Es ist Sinnbild einer gelebten, aktiven Demokratie.

Weiterhin unterstützen wir wie seit Anfang 2023 auch Sergey Bezborodko:

In Cernihiv (nördlich der Hauptstadt Kyjiw) haben wir Freunde, die ihre Mitbürger mit Fahrrädern bei der Mobilität unterstützen. Eko-Misto hilft so dabei, wenn öffentliche Verkehrsmittel aufgrund der russischen Angriffe mal wieder nicht funktionieren und bringt der Stadt gleichzeitig Lebensfreude und Modernität. Sergej und sein Team benötigen Unterstützung, um Fahrräder zu reparieren und noch mehr Fahrräder unter die Leute zu bringen.

Direkte Spenden an EkoMisto leiten wir gern weiter:

Active Commons e.V.
IBAN: DE71430609671123441900
GLS Gemeinschaftsbank eG

Im Verwendungszweck bitte Projekt angeben, „Ukraine-Hilfe EkoMisto Cernihiv“