Im Dezember 2023 war ich im ukrainischen Czernowitz und habe mich mit ein paar von den unten beschriebenen Familien getroffen. Ich habe sie gebeten, mir von ihrer Reise nach Czernowitz zu erzählen. Die meisten musste ich nicht lange bitten und es sprudelte aus ihnen heraus.
Alle begannen ihre Geschichte am 23. oder 24. Februar 2022. Der Beginn der Invasion ist für alle ein großer Einschnitt in ihr Leben. Ich habe sie auch damit motiviert, dass die Leuten im Westen Europas diese Geschichten benötigen. Im Krieg geht es nicht nur um Drohnen, Leopard-Panzer und Taurus-Raketen. Für die allermeisten in der Ukraine ist der Krieg weniger technisch. Es geht ums Überleben und Menschsein in extremen Situationen. Diese Geschichten müssen raus – aus den UkrainerInnen und raus in die weite Welt.
1 Olha und Kolia Sapa, Wassyliwka
2 Vika Horoshun, aus Cherson
3 Tetiana Jakiwtschuk, aus Luhansk
4 Katia Solodka, aus Bucha, Region Kyiv
5 Yaroslava Perepichko, aus Czernowitz
7 Olha Lilitkina, aus Pokrowsk, Region Donetsk
8 Olha Solotareva, aus Mariupol
9 Karolina Sovostina, aus Mariupol
10 Viktoria Kutsai, aus Pavlivka, Region Donetsk
11 Elvira Ivchenko, aus Wassyliwka, Region Zaporizhzhia
12 Tetiana Dididse, aus Nova Kakhovka, Region Cherson
13 Nadia Dmytrychenko, aus Cherson
14 Yulia Magomedova, aus Charkiv
15 Vitaliy Renguk, aus Czernowitz
16 Tetiana Kryhina, aus Kramatorsk
17 Olha Shynkaruk, aus Oleshky, Region Cherson
18 Iryna Vovk, aus Kramatorsk
19 Olena Denysenko, aus Kurakhovo
20 Olha Nikolaeva, aus Berdyansk
21 Darya Svetenko, aus Berdyansk
22 Tetiana Avramenko, aus Snihurivka, Rrgion Mykolaiv
23 Olha Andreicheva, aus Charkiv
24 Vasyl Vyshkovets, aus Sumy/Kherson
25 Kateryna Yereshchenko, aus Cherson
26 Mariia Dreval, aus Novopokrovka, Region Charkiv
27 Polina Lvova, aus Charkiv
28 Iryna Savitska, aus Cherson
29 Anna Kachur, aus Donetsk und Charkiv
30 Olena Nikandrova, aus Nova Kakhovka, Region Kherson
31 Anzhela Ivanovych, aus Czernowitz
32 Hanna Shadrina, Mariupol
Das Erzählen hatte für viele bestimmt auch einen therapeutischen Zweck. Einige waren nicht zu stoppen und ich kam mit meinen Notizen nicht hinterher. Ich habe die Texte wenig bearbeitet. So ist es manchmal etwas holprig, aber authentisch.
Die ersten Stunden des Krieges werden für eine ganze Generation Ost-UkrainerInnen ein Leben lang präsent sein. Minutiös können viele die Abfolge ihrer Gespräche noch nacherzählen. Krieg ist eben auch eine sehr intensive Phase des Lebens. Menschen wie die hochschwangere Karolina (Geschichte 9) haben Unglaubliches Leid erfahren und Unrecht über sich ergehen lassen müssen. Es ist dieses große Gefühl von Unrecht, was uns alle aufrüttelt. Viele UkrainerInnen suchen noch nach Worten für die Besatzer. Was sie erlebt haben, zerstört ein Menschenbild. Um sein eigenes Menschenbild nicht völlig zu verlieren, flüchtet man sich darin, dass man Russen z.B. als Orks bezeichnet (Kreaturen aus der Herr-der-Ringe-Tolkien-Saga).
Einige Beschreibungen können verstörend sein, einiges bringt Wut und Tränen auf, aber überall kommt auch Lebensfreude, Lebenslust, Stolz auf die eigene Nation, Dankbarkeit an die eigenen Soldaten und Hoffnung auf ein besseres Leben in einem friedlichen, solidarischen Europa. Mit unserer Initiative wollen wir diese Hoffnung bestärken und hoffen, dass diese Geschichten auch dazu inspirieren, das eigene Leben im Frieden noch mehr wertzuschätzen.
Im Februar möchten wir die Möglichkeit schaffen, auch per Online-Treffen zwischen den ukrainischen Familien und Spendern aus Deutschland die Solidarität und Völkerfreundschaft zu leben.
Julian Gröger, 17. Januar 2024
Spende bitte weiterhin an:
Active Commons e.V.
IBAN: DE71430609671123441900
GLS Gemeinschaftsbank eG
Und wer Interesse an mehr Infos und/oder Kontakt zu Menschen in der Ukraine hat, melde sich bitte bei Julian: