Die Lage hat sich nach dem ersten turbulenten Kriegsmonat auch in Moldova etwas entspannt. Es kommen so viele Flüchtlinge nach Moldova, wie sie in der gleichen Zahl das Land auch wieder verlassen. Odessa wird zwar fast täglich beschossen, aber Putins Truppen sind noch recht weit entfernt.
Nach sehr viel Fluktuation haben wir nun Gäste aus der Ukraine, die sich auf einen Sommer in Moldova einrichten. Der Mai und der Juni werden die Hauptmonate, in denen wir die Häuser reparieren: Ausbessern, Putzen, Dämmen, Wasserleitungen, Elektrizität, teilweise noch ein Badezimmer anbauen. Insgesamt haben wir derzeit 18 Baustellen in den 6 Dörfern.
Sehr hilfreich waren die Möbeltransporte die wir Anfang April aus Wedel, Stuttgart und Eberswalde bekommen haben. Es ist schön, diese Betten, Stühle und Schränke nun in den Häusern zu sehen und die Leute, die diese Geschenke sehr gern annehmen. Die Schauspielerin Katja Riemann hat uns Ende April als UNICEF Botschafterin besucht – und auch das Möbellager in Riscova.
Ich hätte einen ganzen Sack voller Geschichten – die Paten werden in den nächsten Wochen einen Teil davon mitbekommen. Täglich bin ich gerührt von den Schicksalen und von der Hilfsbereitschaft hier. Ganz langsam übernehmen auch die internationalen Organisationen wie UNHCR, World Food Programme oder das Rote Kreuz. Viele dieser Akteure wollen mit mir sprechen und geben mir das Feedback, dass wir ziemlich richtig lagen mit unserem Konzept aus der ersten Kriegswoche, moldauische Gastfamilien und verlassene Häuser im ländlichen Raum zu unterstützen. Ihre Erfahrungen aus dem Sudan helfen ihnen in Moldova nur bedingt.
Neben den Baustellen werden die Aufgaben nun aber komplexer: Nachdem es am Anfang „nur“ darum ging, ein Dach, eine Matratze und Essen zu besorgen, geht es jetzt um Kinderbetreuung, Traumatherapien, Arbeitsplätzen, Beschäftigung, Ferienprogramm etc. Auch das werden wir mit unseren Dorfkoordinatorinnen, unseren Partnern und Spendern stämmen. Die ersten Community-Events für die Begegnungen zwischen Moldauern und Ukrainern haben wir veranstaltet.